• Plauener holt ersten Sieg bei der ADAC Rallye Erzgebirge und in seiner DRM-Karriere +++ Sachsenring bot perfekte Bedingungen für Traditionsveranstaltung +++ Tausende Zuschauer erlebten Rallyefestival nach zweijähriger Corona-Pause
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    Nach zweijährige Corona-Pause kehrte am vergangenen Wochenende die 57. ADAC Rallye Erzgebirge zurück. Als Auftaktlauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft (DRM) gastierte der Rallye-Tross nach 17-jähriger Abstinenz wieder am Sachsenring in Hohenstein-Ernstthal. Zuletzt war das Rallyezentrum im Jahr 2005 am Grand-Prix Kurs beheimatet. 56 Teams im Teilnehmerfeld der Deutschen Rallye Meisterschaft und 23 Rallye-Duo´s im Feld der Rallye70 hatten sich für die diesjährige „Erze“ eingeschrieben.

     

    Mit 18 Teilnehmern in der Klasse RC2 vermeldete man einen neuen Teilnehmerrekord in der höchsten deutschen Rallyeliga. Nie zuvor waren so viele topaktuelle Rallyeboliden in der DRM am Start, wie beim Saison-Opening im Erzgebirge. Dafür sorgte auch die mit Spannung erwartete Premiere der DRM Gentlemen Trophy, welche allein schon 12 Teams umfasste. 

     

    Nach dem Ehrenstart am Sachsenring verfolgten tausende Zuschauer einen spektakulären Auftakt am Freitagabend auf dem zwei Mal zu befahrenden Rundkurs im Stollberger Ortsteil Mitteldorf. Björn Satorius (Bickenbach) und Beifahrerin Hanna Ostlender (Hermeskeil) setzten im Ford Fiesta Rally2 die erste Richtzeit und gingen nach dem ersten Turn mit 1,3 Sekunden vor Dominik Dinkel (Wonsees) und Beifahrin Ursula Mayrhofer (Sierning) in Führung. Platz 3 belegte vorerst der Zwickauer Julius Tannert mit seinem neuen Beifahrer Frank Christian (Rinteln), welche im Rahmen der Deutschen Rallye Meisterschaft erstmals einen VW Polo GTI R5 einsetzen. Philip Geipel (Plauen / Skoda Fabia Rally2 EVO) und der deutsche Rallye Meister aus den Jahren 2018 und 2021, Marijan Griebel (Hahnweiler / Citroen C3 Rally2) belegten mit knappen Rückständen die weiteren Plätze. 

     

    Der zweite Umlauf bei Dunkelheit würfelte das Geschehen an der Spitze noch einmal kräftig durcheinander. Fälschlicherweise wurde zunächst Philip Geipel und Beifahrerin Katrin Becker-Brugger (Hallein) als Führende nach dem ersten Tag vermeldet. Nach einer Fehlerkorrektur in der Zeitnahme übernachtete allerdings Marijan Griebel und Co-Pilot Tobias Braun (Bückeburg) auf der Spitzenposition, hauchdünn vor Satorius / Ostlender (+ 0,2 Sekunden) und Geipel / Becker-Brugger (+1,3 Sekunden). Einen Rückschlag musste Dominik Dinkel einstecken, in einer Regenrinne beschädigte sich der 29-jährige den linken, hinteren Stoßdämpfer und verlor wertvolle Zeit (+12,2 Sekunden) auf das Podest.

     

    In der neuen DRM Gentlemen Trophy holten sich Dennis Rostek (Bückeburg) und Beifahrer Michael Wenzel (Mehlingen) mit ihrem Skoda Fabia R5 beide Bestzeiten in Mitteldorf, knapp gefolgt von Georg Berlandy (Stromberg) und Co Peter Schaaf (Mayen) im Peugeot 208 T16 R5 mit 5,5 Sekunden Zeitrückstand. Platz 3 belegten nach der ersten Etappe Oliver Bliss (Friesenheim) und Stephan Schneeweiß, welche wie Berlandy, ebenfalls einen Peugeot 208 T16 R5 an den Start brachten. 

     

    In der Klasse RC4 für Teams, welche um die Krone in der „DRM2“ für zweiradgetriebene Fahrzeuge kämpfen, sorgten Raffael Sulzinger (Tittling) und Beifahrerin Lisa Liefer (Speyer) im angemieteten Ford Fiesta Rally4 für den ersten Paukenschlag. Nach der Bestzeit in WP1 sorgte allerdings ein Antriebswellenschaden für das vorzeitige Ende am Freitagabend. Ein Restart per „SuperRally“ am Samstag konnte nach erfolgter Reparatur realisiert werden, der Zeitrückstand war allerdings so groß, dass ein Eingreifen um den Klassensieg aussichtslos erschien. Deshalb übernachtete Lokalmatador Sepp Wiegand (Grünhain-Beierfeld) und Co-Pilot Christoph Gerlich (Chemnitz) auf dem ersten Platz im Klassement der RC4. 

     

    Der Samstag startete mit zwei prominenten Ausfällen auf der Sprintprüfung in Jahnsdorf. Nur knapp einen Kilometer nach dem Start der dritten Wertungsprüfung verunfallte der neunfache Gesamtsieger der Rallye Erzgebirge, Ruben Zeltner (Lichtenstein) mit dem geliehenen Mercedes-Benz 190E, leicht. Der Schaden an der Hinterachse sorgte allerdings für das vorzeitige Aus des Publikumslieblings. Nur wenige Minuten zuvor rollte der Sieganwärter der DRM Gentlemen Trophy, Georg Berlandy mit technischem Defekt beim Premieren-Lauf im Erzgebirge, aus.

     

    An der Spitze tobte derweil ein spektakulärer Fünfkampf. Der erste Umlauf mit den Wertungsprüfungen in Jahnsdorf, Grünhain und Oberdorf sorgte erneut für einen Führungswechsel. Nachdem Dominik Dinkel die Bestzeit in Jahnsdorf setzte, drückte Julius Tannert den Streckenführungen in Grünhain und Oberdorf seinen Stempel auf und übernahm zur Halbzeit nach fünf von zehn Wertungsprüfungen die Führung. Zwar noch ohne Bestzeit, belegten aber Philip Geipel / Katrin Becker-Brugger den zweiten Platz mit 5,6 Sekunden Rückstand. In Lauerstellung blieben auch Marijan Griebel / Tobias Braun (+ 5,9 Sekunden). Der Rückstand der beiden Ford-Piloten Dominik Dinkel (+ 13,3 Sekunden) und Björn Satorius (+21,3 Sekunden) fiel dabei schon deutlicher aus. 

     

    In der DRM Gentlemen Trophy hatten Dennis Rostek / Michael Wenzel nach dem Ausfall von Georg Berlandy keine ernsthafte Konkurrenz mehr, sodass zur Halbzeit der Vorsprung bereits auf knapp eine Minute vor Oliver Bliss / Stephan Schneeweiß ausgebaut werden konnte. Daniel Földesch und Alexander Benning rückten kampflos auf Platz 3 nach vorn und lagen nur vier Sekunden hinter dem Zweitplatzierten.

     

    Die Klasse RC4 dominierte fortan Sepp Wiegand und Christoph Gerlich im Peugeot 208 Rally an. Mit allen drei Bestzeiten baute der Grünhainer den Vorsprung bereits auf 14,5 Sekunden aus. Dahinter entbrannte allerdings ein weiterer Fünfkampf. René Noller (Abstatt / Opel Corsa Rally4), Nico Knacker (Siedenburg / Renault Clio Rally4), Ron Schumann (Limbach-Oberfrohna / Opel Corsa Rally4), Martin Christ (Geesthacht / Opel Corsa Rally4) und Jonas Ertz (Morbach / Opel Corsa Rally4) lieferten sich einen spannenden Schlagabtausch. 

     

    Der Kampf um den Gesamtsieg spitzte sich im zweiten Umlauf der Wertungsprüfungen Jahnsdorf, Grünhain und Oberdorf spektakulär zu. Während Marijan Griebel zwei Bestzeiten in Jahnsdorf und Oberdorf markieren konnte, setzte Philip Geipel seine erste Bestzeit auf dem Grünhainer Rundkurs, wo sich abermals tausende Motorsportbegeisterte an den Streckenrändern versammelten. Julius Tannert büßte wichtige Sekunden auf Grund eines schleichenden Plattfußes in Jahnsdorf ein. Der Kampf um den Gesamtsieg war in der DRM vor den letzten beiden Wertungsprüfungen noch nie so spannend, wie zur Rallye Erzgebirge. Vor der abschließenden Etappe übernahmen Philip Geipel / Katrin Becker-Brugger die Gesamtführung mit nur 0,1 Sekunden Vorsprung vor Marijan Griebel / Tobias Braun und lediglich 0,8 Sekunden vor Julius Tannert / Frank Christian. Ein wahrer Krimi. 

     

    In der DRM Gentlemen Trophy passierte nicht mehr viel. Dennis Rostek und Co Michael Wenzel setzten alle zehn Bestzeiten und gewannen ungefährdet mit 1:57,4 Minuten Vorsprung vor Oliver Bliss / Stephan Schneeweiß. Kampflos konnten Raphael Ramonat und Beifahrer Steffen Schmidt im Citroen DS3 R5 den dritten Gesamtrang übernehmen, da die vorher Drittplatzierten Földesch / Benning mit Kupplungsschaden auf der Verbindungsetappe von Jahnsdorf nach Grünhain die Segel streichen mussten. 

     

    Die Klasse RC4 legte ebenfalls an Spannung zu. Eine 40-Sekunden Zeitstrafe für Sepp Wiegand ließ die Träume vom Klassensieg beim Heimspiel platzen. Durch die Klassenbestzeiten von Martin Christ, Rene Noller, Ron Schumann und zwei Mal Raffael Sulzinger gepaart mit Fahrfehlern und Zeitstrafen der Kontrahenten ergab sich am Ende der Sieg für René Noller / Stefan Kopczyk vor Ron Schumann / Claudia Harloff (+24,7 Sekunden) und Jonas Ertz / Maresa Lade (+30,1 Sekunden). Sepp Wiegand und Beifahrer Christoph Gerlich beendeten den Einsatz im Erzgebirge enttäuscht mit Klassenrang 6.

     

    Beim ultraspannenden Kampf um den Gesamtsieg der 57. ADAC Rallye Erzgebirge mussten die beiden letzten Wertungsprüfungen entscheiden. Die vorletzte WP in Jahnsdorf gewann Julius Tannert, zeitgleich mit Dominik Dinkel vor dem drittplatzierten Philip Geipel (+ 3,1 Sekunden). Ein Dreher von Marijan Griebel in Jahnsdorf beendete die Siegambitionen, sodass der dritte Rang sicher an den Saarländer ging, der die „Erze“ im Jahr 2018 schon einmal gewinnen konnte. Der abschließende Rundkurs auf dem Sachsenring musste also die Entscheidung zwischen Julius Tannert und Philip Geipel bringen. Beide verbindet eine enge Beziehung zum Sachsenring. Tannert ist Fahrinstruktor im Fahrsicherheitszentrum Sachsenring, Geipel kennt die GP-Strecke aus seinen jahrelangen Rundstreckenrennen im Rahmen der GT Masters. Mit dem Messer zwischen den Zähnen holte Philip Geipel alles aus seinem Skoda Fabia Rally2 Evo raus und markiert die Bestzeit mit 3,2 Sekunden Vorsprung. Das bedeutet den ersten Gesamtsieg von Philip Geipel und Co-Pilotin Katrin Becker-Brugger in der Deutschen Rallye Meisterschaft und zugleich bei der ADAC Rallye Erzgebirge. Knapp geschlagen, aber dennoch nicht unzufrieden sind Julius Tannert und Frank Christian, die lediglich 0,9 Sekunden vom Gesamtsieg trennten. 

     

    In der Klasse NC1 haben Sebastian Wolf und Co-Pilot Andreas Luther die Nase vorn. Im Mitsubishi Lancer EVO 10 gewinnen beide trotz zehn-sekündiger Zeitstrafe vor Andreas Dahms / Paul Schubert im historischen Porsche 911 und Christopher Gerhard / Christian Frorath, ebenfalls im Mitsubishi Lancer EVO 10.

     

    In der Klasse NC2 holen sich Florian Feustel / Paul Gehbauer im bildschönen Porsche 911 Carrera den Sieg. 

     

    Der Klassensieg in der NC 3 geht mit knapp fünfminütigem Vorsprung an Bernard Moufang und Lena-Sophie Tippner im BMW 320i E36. 

     

    Die NC4 gewinnt der Saarländer Tarek Hamadeh-Spaniol und Beifahrerin Ann Felke im Citroen C2. 

     

    Lutz Klaus und Pascal Raabe nehmen den Siegerpokal in der Klasse NC6 mit nach Hause.

     

    Die „kleine Erze“, welche im Rahmen der 57. ADAC Rallye Erzgebirge ausgetragen wurde gewann nach 70 Wertungskilometern John Macht / Yasmin Kramer im Mitsubishi Lancer EVO 6 vor Mario Czok / Andy Tänczyk im Mitsubishi Lancer EVO 9 (+51,5 Sekunden) und Nick Heilborn / Benjamin Melde im BMW M3 Compact (+1:49,6 Minuten).

     

    Die Rückkehr der 57. ADAC Rallye Erzgebirge nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause kann als voller Erfolg in die Geschichte eingehen. Mit dem Sachsenring als Rallye- und Pressezentrum, Fahrerlager, Start und Ziel, sowie Siegerehrung konnten dem Organisationsteam und Teilnehmern beste Bedingungen geboten werden. Überragend war auch der Zuspruch der Zuschauer und Rallyefans, welche zu Tausenden die Rallyestrecken bei bestem Wetter im Erzgebirge säumten. 

     

    Allen Helfern und Streckenposten, Feuerwehren und Hilfsorganisationen, allen Städten, Gemeinden und Behörden, natürlich auch allen Anwohnern, Anliegern und Eigentümern gilt ein großer Dank, die Durchführung der Traditionsveranstaltung unterstützt zu haben! DANKE!

     

    Endergebnis – 57. ADAC Rallye Erzgebirge

     

    1. Philip Geipel / Katrin Becker-Brugger – Skoda Fabia Rally2 Evo 

    2. Julius Tannert / Frank Christian – VW Polo GTI R5 (+ 0:00,9 Minuten) 

    3. Marijan Griebel / Tobias Braun – Citroen C3 Rally2 (+ 0:19,0 Minuten)

    4. Dominik Dinkel / Ursula Mayrhofer – Ford Fiesta Rally2 (+ 0:28,9 Minuten)

    5. Björn Satorius / Hanna Ostlender – Ford Fiesta Rally2 (+ 0:57,6 Minuten)

    6. Dennis Rostek / Michael Wenzel – Skoda Fabia R5 (+ 2:46,8 Minuten)

    7. Oliver Bliss / Stephan Schneeweiß – Peugeot 208 T16 R5 (+ 4:44,2 Minuten)

    8. René Noller / Stefan Kopczyk – Opel Corsa Rally4 (+ 5:12,2 Minuten)

    9. Ron Schumann / Claudia Harloff – Opel Corsa Rally4 (+ 5:36,9 Minuten)

    10. Jonas Ertz / Maresa Lade – Opel Corsa Rally4 (+ 5:42,3 Minuten)

     

    Im Bild: Philip Geipel und Co-Pilotin Katrin Becker-Brugger feieren ihren ersten Sieg in der Deutschen Rallye Meisterschaft und gleichzieitg den ersten Sieg bei der ADAC Rallye Erzgebirge - Foto: Denny Michel