Bei schwierigen Wetter- und Streckenverhältnissen siegten Fabian Kreim und Co-Pilot Tobias Braun erstmals bei der ADMV Rallye Erzgebirge. Das Verfolgerduo Hermann Gassner Junior und Beifahrerin Ursula Mayrhofer hielten dennoch den Kampf um die Spitzenposition bis zuletzt spannend. Für einen möglichen vorzeitigen Titelgewinn fehlte Fabian Kreim ein Pünktchen auf der Power Stage.
Pünktlich zur 56. ADMV Rallye Erzgebirge kehrte der Herbst ins Erzgebirge ein – und wie! Dauerregen, Sturm und kühle Temperaturen sorgten für das berühmt-berichtigte „Erze-Wetter“. Eigentlich ein Grund auf dem Sofa zu bleiben – aber nicht für 82 Rallye-Duos und tausende Zuschauer, die an der Traditionsveranstaltung teilnahmen.
Für einen Lokalmatador war die Rallye vorbei, bevor sie überhaupt begann. Carsten Mohe verunfallte bei den im Vorfeld ausgetragenen Test- und Einstellfahrten in Jahnsdorf aufgrund Aquaplanings. Während Mohe mit Prellungen noch glimpflich davonkam, nahm der Renault Megane Maxi den Einschlag übel. Folglich musste der Crottendorfer, der seit 26 Jahren an seiner Heimveranstaltung teilnimmt, den Start absagen.
Rechtzeitig zum Ehrenstart der 56. Auflage setzte Regen ein, die ohnehin schon anspruchsvolle Wertungsprüfung in Jahnsdorf machte dabei den Auftakt. Auf den gut 14 Kilometern setzte nicht etwa Fabian Kreim im Skoda Fabia R5 oder Hermann Gassner Junior Im Hyundai i20 R5 die Bestzeit, sondern Julius Tannert mit Beifahrer Helmar Hinneberg, die einen Skoda Fabia R5 in der EVO-Ausbaustufe einsetzten. Der Lichtentanner war es auch, der auf dem winkligen Rundkurs durch die Häusergassen in Stollberg die Nase vorn hatte. Doch dann schlug der deutsche Rallyemeister von 2016 und 2017 im Skoda Fabia R5 zurück und übernachtete doch noch an der Spitze. Tannert lag 9,4 Sekunden zurück, Hermann Gassner Junior / Ursula Mayrhofer 15,8 Sekunden. Philip Geipel / Katrin Becker-Brugger (Skoda Fabia R5 EVO / + 26,2 Sek.) und Ron Schumann / Tim Rauber (Skoda Fabia R5 +33,3 Sek.) lagen nach dem ersten Tag zumindest noch in Schlagdistanz zur Spitze.
In der ADAC Rallye Masters-Wertung konnte überraschend Ruben Zeltner und Ehefrau Petra im Porsche 996 GT3 die Spitzenposition übernehmen, obwohl die rutschigen Bedingungen für den neunfachen Gesamtsieger der Rallye Erzgebirge supoptimal waren. Rang 2 ging an Sepp Wiegand und Christoph Gerlich, die sich erstmals in einem Ford Fiesta R2 bewiesen, den sie sich vom österreichischen Waldherr-Motorsport-Team angemietet haben. Patrik Dinkel / Felix Kießling leisteten sich mit ihrem Mitsubishi Lancer EVO 9 einige Fehler in der Dunkelheit und beendeten den ersten Tag auf dem dritten Platz in der Masters-Wertung. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Michael Bieg und Dietmar Moch, ebenfalls auf Mitsubishi Lancer EVO 9 mit einem technischen Defekt (WP1) bereits von der „Erze“ verabschiedet.
Spannend ging es auch im ADAC Rallye Cup zu, an dem insgesamt 15 Duo´s im baugleichen Opel Adam mit von der Partie waren. Das belgische Team Gregoire Munster / Louis Louka gewannen beide Durchgänge in Jahnsdorf – die Bestzeit in Stollberg ging an Eerik Pietarinen und Co-Pilot Juhana Raitanen. Munster übernachtete 6,6 Sekunden vor seinem finnischen Kontrahenten. Beste Gaststarter vom tschechischen Opel Adam Cup waren nach der ersten Etappe Dominik Stritesky und Co-Pilot Ondrej Krajca auf Rang 3.
Der erste Turn am Samstag mit den Wertungsprüfungen in Gelenau und Wiesa ging mit zwei Bestzeiten an Fabian Kreim, der bei teils starken Regengüssen die Führung auf knapp 30 Sekunden ausbauen konnte. Im zweiten Umlauf der beiden Wertungsprüfungen schlug Hermann Gassner Jr. zurück, setzte zwei Bestzeiten und verkürzte den Vorsprung von Kreim bis in den Mittagservice auf 23,5 Sekunden. Julius Tannert verwaltete derweil den dritten Rang mit genügend Puffer auf Platz 4. Philip Geipel, welcher mit beschlagener Windschutzscheibe in Gelenau zu kämpfen hatte, verlor aufgrund dessen den vierten Rang an Ron Schumann.
Im ADAC Rallye Masters kam Patrik Dinkel immer besser zurecht und setzte sich mit drei Masters-Bestzeiten nach WP 6 an Sepp Wiegand auf Rang 2 vorbei. Der Abstand zum Führenden Zeltner, welcher den Porsche beherzt über die schlüpfrigen Streckenführungen pilotierte, betrug dennoch 24,0 Sekunden.
Im ADAC Rallye Cup spitzte sich die Situation am Morgen zu. Cup-Leader Gregoire Munster und Eerik Pietarinen schenkten sich nichts. Der Finne setzte zwar in Gelenau die Bestzeit und übernahm kurzzeitig die Führung, doch im ersten Umlauf der WP in Wiesa rutschte er abseits der Strecke und verlor weit über eine Minute gegenüber dem Belgier. Schließlich brachte der zweite Durchgang in Wiesa die Vorentscheidung zu Gunsten des Finnen. Munster touchierte einen Baum und konnte die Fahrt nicht fortsetzen. Die Wertungsprüfung wurde aufgrund des Unfalls annulliert.
Der Nachmittag mit den beiden, gegenüber zum Vormittag, deutlich längeren Wertungsprüfungen in Oberdorf und Schlema brachte immer mehr Spannung an der Spitze. Hermann Gassner Jr. verkürzte mit zwei weiteren Bestzeiten den Rückstand zur Spitze auf 12,0 Sekunden. Julius Tannert sicherte sich weiterhin den dritten Platz, ohne in Bedrängnis zu geraten. Im Kampf um Platz 4 fiel auf der Oberdorfer Streckenführung eine weitere Vorentscheidung. Ron Schumann kam kurz vor der Ortslage Mitteldorf in einer langgezogenen Linkskurve von der Ideallinie ab und beschädigte sich das rechte Hinterrad – Ausfall. Mit knapp einer Minute Vorsprung belegten nun Philip Geipel Rang 4 vor Björn Satorius / Dennis Zenz im Ford Fiesta R5, die vom Ausfall Schumanns profitierten.
Auch im ADAC Rallye Masters waren die Weichen nun klar gestellt. Zeltners, welche im Cockpit ihren Hochzeitstag feierten, verloren zwar auf der schotterlastigen Oberdorf-Prüfung viel Zeit, konnten aber auf dem Asphalt-Rundkurs gegenüber Patrik Dinkel wieder einen deutlichen Zeitvorsprung herausfahren. Im Endergebnis der ADAC Rallye Masters-Wertung siegte das Ehepaar Zeltner deutlich mit 1,12,2 Minuten vor Patrik Dinkel und den Drittplatzierten Sepp Wiegand, der alles aus dem kleinen Ford Fiesta R2 rausquetschte.
Der Sieg im ADAC Rally Cup ging an Eerik Pietarinen, der nun vor dem letzten Lauf erneut die Cup-Führung übernehmen konnte. Die starken Gaststarter Dominik Stritesky (CZ) und Szymon Zarlok (PL) vervollständigten das Podium.
Das der Gesamtsieg von Fabian Kreim noch einmal in Gefahr raten könnte, hatte nach der knapp halbminütigen Führung am Vormittag kaum einer auf der Rechnung, doch sein ärgster Konkurrent Hermann Gassner Jr. anscheinend schon. Sein erstes Ziel, die Power Stage, auf der die Piloten Bonuspunkte sammeln können, zu gewinnen, ging auf. Mit dem Gewinn dieser stand auch fest, dass Fabian Kreim im Erzgebirge nicht vorzeitig seinen dritten DRM-Titel sichern konnte. Auf dem Schlemaer Rundkurs setzte zwar Gassner Jr. wieder die Bestzeit, doch vom Sieg trennten den Surheimer 6,8 Sekunden. Damit ist die Titelvergabe auf das Finale bei der ADAC 3-Städte-Rallye vertagt. Julius Tannert sicherte sich den ungefährdeten dritten Gesamtrang und verriet im Ziel, ab der kommenden Saison mehrfach in einem R5-Boliden sitzen zu wollen und an der Deutschen Rallye Meisterschaft teilzunehmen. Philip Geipel, der nach neun Jahren in der GT-Masters-Serie erst in diesem Jahr auf den Rallyesport umsattelte wurde Gesamtvierter. Björn Satorius wurde Fünfter.
In der Division 3 wurden der Gornauer Veit König und sein Berliner Beifahrer Henry Wichura im Suzuki Swift Super 1600 Sieger.
Sepp Wiegand / Christoph Gerlich siegten ungefährdet in der Division 4 und krönten damit ihre Premiere im Ford Fiesta R2T.
Das saarländische Duo Tarek Hamadeh-Spaniol und Beifahrerin Hanna Ostlender hatten mit ihrem Citroen C2 in der Division 5 die Nase vorn.
Und in der Division 6 waren Mike Knorn / Mandy Seidel im Trabant 601 vom gastgebenden Chemnitzer AMC e.V. im ADMV die schnellsten.
Auch 15 Sollzeit-Experten waren in der im Anschluss ausgetragenen 7. ADMV Rallye Erzgebirge Historic mit am Start. Hier gewannen die Lokalmatadoren Roy Kunz / Andrea Selzer (Opel Kadett E) mit 2,03 Sekunden verpasster Sollzeit. Andreas Habet / René Gräbner wurden mit ihrem VW Golf 2 GTI und 2,82 Sekunden verpasster Sollzeit Zweite. Platz 3 ging an Jens Lewandowski / Mario Hendrich im blauen Wartburg 353 mit einer verpassten Sollzeit von 2,83 Sekunden.
Die Teilnehmer lobten die anspruchsvollen Wertungsprüfungen auf verschiedensten Untergründen. Dabei sorgten die schwierigen Witterungsbedingungen für einige Ausfälle, sodass am Ende 59 Teams durch den Zielbogen auf dem Stollberger Markt rollten. Drei verunfallte Besatzungen wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht, konnten dieses aber nach einem Check wieder verlassen. Tausende Zuschauer säumten trotz Dauerregens und kühlen Temperaturen die Streckenränder und sorgten für eine tolle Stimmung, die auch von den Teilnehmern lobend erwähnt wurde. Im nächsten Jahr wird die „Erze“ erneut einen Terminwechsel einlegen – Die 57. Auflage findet am 17. und 18.04.2020 statt. (MiDe)
Endergebnis – Gesamt + DRM-Wertung:
1. Fabian Kreim / Tobias Braun (Skoda Fabia R5)
2. Hermann Gassner Jr. / Ursula Mayrhofer (Hyundai i20 R5) + 0:06,8 Minuten
3. Julius Tannert / Helmar Hinneberg (Skoda Fabia R5 EVO) + 1:06,5 Minuten
4. Philip Geipel / Katrin Becker-Brugger (Skoda Fabia R5 EVO) +3:05,7 Minuten
5. Björn Satorius / Dennis Zenz (Ford Fiesta R5) + 4:15,6 Minuten
Endergebnis – ADAC Rallye Masters-Wertung:
1. Ruben Zeltner / Petra Zeltner (Porsche 996 GT3)
2. Patrik Dinkel / Felix Kießling (Mitsubishi Lancer EVO 9) + 1:12,2 Minuten
3. Sepp Wiegand / Christoph Gerlich (Ford Fiesta R2T) + 2:04,5 Minuten
4. Veit König / Henry Wichura (Suzuki Swift Super 1600) +4:24,3 Minuten
5. David Havlat / Paul Stein (Opel Adam R2) + 6:55,5 Minuten
Endergebnis – ADAC Rallye Cup + Gaststarter:
1. Eerik Pietarinen / Juhana Raitanen (Opel Adam)
2. Dominik Stritesky / Ondrej Krajca (Opel Adam) + 0:12,8 Minuten
3. Szymon Zarlok / Krzysztof Pietruszka (Opel Adam) + 0:41,7 Minuten
4. Sebastian Johansson / Jesper Elfver (Opel Adam) + 2:01,4 Minuten
5. Charles Munster / Hermann Remond (Opel Adam) + 6:29,7 Minuten
Im Bild: Hermann Gassner Junior und Beifahrerin Ursula Mayrhofer zeigten eine klasse Leistung und konnten die Titelentscheidung auf den letzten Lauf vertagen - Foto: Denny Michel