Wir blicken auf ein grandioses letztes Septemberwochenende 2018 zurück, denn da kehrte die ADMV Rallye Erzgebirge zurück in die Deutsche Rallye Meisterschaft und bot eines der spannendsten Duelle um den Gesamtsieg der kompletten Saison. Erstmals konnten sich Marijan Griebel / Alex Rath im Peugeot 208 T16 R5 in die Siegertafel der Rallye eintragen.
38 Jahre lang war der Termin Ende September fest in der Hand der Rallye Erzgebirge, früher noch als Rallye Wismut bekannt. Im Jahr 2006 entschieden sich die Veranstalter für die neugegründete Deutsche Rallye Serie (DRS) in den Mai zu gehen. Es folgten elf weitere Jahre der „Erze“ im März bzw. April mit verschiedensten - aber für das Erzgebirge berüchtigten Wetterkapriolen mit Schnee, Eis und Nebel. Diesen Kapriolen ging man auch mit dem altbekannten Termin nicht aus dem Weg, denn knapp eine Woche vor dem Start der 55. Auflage fegte Sturmtief „Fabienne“ durchs Erzgebirge und verursachte in vielen Gemeinden hohe Sachschäden, sodass auch die Wertungsprüfungen der Rallye nicht verschont wurden. „Als uns die ersten Meldungen über die enormen Unwetterschäden erreichten wussten wir noch nicht, ob wir unsere Veranstaltung überhaupt durchführen können“ so Sprecher Denny Michel und ergänzt: „Trotz vieler Einsatzstellen hatten alle Behörden unser Anliegen, eine Rallye durchzuführen, immer im Blick. Selbst viele private Hilfsangebote, zum Freischneiden oder Beräumen der Strecken, haben uns erreicht, das zeigt uns welchen hohen Stellenwert die Rallye hier in der Region hat“. Letztendlich musste nur eine Wertungsprüfung eingekürzt werden, weil ein Waldstück nahe Jahnsdorf durch den Sturm nahezu komplett zerstört wurde, das restliche Programm konnte planmäßig durchgeführt werden.
Dass es um den Gesamtsieg heiß hergehen sollte zeigte schon die Konstellation an der Spitze der Deutschen Rallye Meisterschaft. Dominik Dinkel / Christina Fürst (Skoda Fabia R5) und Marijan Griebel / Alex Rath (Peugeot 208 T16 R5) reisten mit jeweils 114 Zählern punktgleich ins Erzgebirge. Und genau diese Ausgeglichenheit zeigte sich über den gesamten Verlauf der Rallye. Nach den ersten drei Wertungsprüfungen am Freitagabend führten Dinkel / Fürst hauchdünn mit 0,02 Sekunden Vorsprung vor Griebel / Rath. Platz 3 übernahmen Roman Schwedt und sein Niederwiesaer Beifahrer Christoph Gerlich im Peugeot 207 S2000. Der neunfache Gesamtsieger der ADMV Rallye Erzgebirge, Ruben Zeltner, haderte am Freitagabend mit dem winkligen und teils auf losem Untergrund ausgetragenen Sprint in Jahnsdorf, zudem setzte er auf Regenbereifung, obwohl es trocken blieb. In der Soundwertung lagen Zeltner und Ehefrau Petra mit ihrem Porsche 996 GT3 zwar vorn, übernachten mussten sie jedoch auf dem siebten Zwischenrang. Lokalmatador Carsten Mohe und Beifahrer Alexander Hirsch führten nach der ersten Etappe in der ADAC Rallye Masters Wertung, obwohl beim Shakedown eine defekte Zylinderkopfdichtung am Renault Megane Maxi für eine Nachtschicht der Mechaniker sorgte.
Mit viel Spannung wurde auch das sächsische Nachwuchs-Duell zwischen Sepp Wiegand und JWRC-Starter Julius Tannert erwartet. Beide setzten einen technisch-identischen Opel Adam R2 ein und sorgten mit ihrer Fahrweise schon beim Shakedown für viele staunende Gesichter. Zwar markierte Wiegand alle drei Bestzeiten am Freitagabend, doch der Vorsprung von 24 Sekunden war nur aufgrund eines Fahrfehlers von Tannert deutlicher angewachsen.
Die Vormittagsschleife, welche in Stützengrün und Oberdorf ausgetragen wurde, brachte an der Spitze keine Vorentscheidung, denn Dinkel und Griebel setzten jeweils zwei Bestzeiten auf den vier Wertungsprüfungen am Samstagmorgen und lieferten sich einen äußerst spannenden Kampf, sodass nach 50 gewerteten Kilometer das Spitzenduo gerademal 0,1 Sekunden trennte. Doch dann büßte Griebel aufgrund eines Reifenschadens knapp 12 Sekunden in Oberdorf ein und verlor die Führung an Dominik Dinkel. „Zehn Sekunden Rückstand sind bei diesem engen Duell schon recht viel, aber wir lassen nicht locker und greifen im letzten Loop weiter an“, so der Rheinland-Pfälzer. Ruben Zeltner war zu diesem Zeitpunkt bereits auf Rang 4 nach vorne gefahren, auch weil Carsten Mohe endgültig mit zerbröselter Ölpumpe aufgeben musste. „Ein Folgeschaden vom Donnerstagabend“, diagnostizierte Mohe, der sich sein 25-jähriges Jubiläum bei der Rallye Erzgebirge sicherlich anders vorgestellt hatte.
Auch das Duell Wiegand vs. Tannert nahm am Vormittag des zweiten Tages wieder ordentlich Fahrt auf. Drei Bestzeiten konnte der Zwickauer notieren, nur eine ging an Wiegand. Doch die Abstände der beiden Nachwuchstalente waren minimal, sodass Tannert den Rückstand nur von ursprünglich 24 auf 18 Sekunden verkürzen konnte.
Während die Plätze 3 an Roman Schwedt / Christoph Gerlich und 4 an Ruben & Petra Zeltner im Laufe der letzten Etappe sicher vergeben waren, spitzte sich das Duell um den Gesamtsieg immer mehr zu. Marijan Griebel, hauptberuflich Polizist, bewies Nervenstärke und kehrte mit drei Bestzeiten zurück an die Spitze, sodass vor der entscheidenden letzten Wertungsprüfung in Gornau der Ordnungshüter 1,4 Sekunden vor seinem bayrischen Kontrahenten lag. Doch dann entschied ein Getriebeproblem an Dinkels Skoda Fabia R5 den wohl spannendsten Fight der kompletten DRM-Saison zu Gunsten von Marijan Griebel, der sich letztendlich deutlich mit 1:04,7 Minuten erstmals in die Ehrentafel der ADMV Rallye Erzgebirge eintrug. „Ich habe auch nach dem Reifenschaden immer daran geglaubt, dass wir es noch schaffen werden“, jubelte der 29-jährige im Ziel. „Ohne Zweifel ist das mein schönster Sieg in dieser Saison.“ Obwohl die Leistung erneut gestimmt hat, blieb für Dominik Dinkel und Co-Pilotin Christina Fürst nach diesem intensiven Kampf nur der zweite Rang und wie schon bei der Rallye Niedersachsen entschieden technische Probleme am Boliden über den Gesamtsieg. “Erneut ein unglückliches Ende für uns“, so Dinkel enttäuscht.
Mit weniger Risiko als sonst, aber dennoch spektakulärer Fahrweise sicherten sich Roman Schwedt / Christoph Gerlich einen starken dritten Rang und damit auch den dritten Zwischenrang in der Deutschen Rallye Meisterschaft vor dem letzten Lauf. Der erst 19-jährige Saarländer zeigte sich von den Strecken im Erzgebirge begeistert: „Wir haben schnell unseren Rhythmus gefunden und die Wertungsprüfungen gefielen mir durch ihre unterschiedliche Charakteristik sehr gut.“
Obwohl Julius Tannert alle vier Bestzeiten gegenüber Sepp Wiegand in der Nachmittagsschleife notierte, reichte es am Ende nicht um am Rallye-Europameister von 2014 vorbeizukommen. Gesamtrang fünf ging an Wiegand / Stein, die damit auch die Division 5 gewannen. Mit 9,8 Sekunden Rückstand auf den Zwönitzer wurde Tannert und Beifahrer Helmar Hinneberg Gesamtsechster.
Gleich zwei Titelvorentscheidungen fielen im Erzgebirge. Hermann Gassner Junior und Beifahrerin Ursula Mayrhofer gewannen im Toyota GT86 CS-R3 die Division 4 und sicherten sich bereits vor dem Finale in Straubing den 2WD-Titel in der Deutschen Rallye Meisterschaft.
Ähnlich war die Ausgangslage im ADAC Opel Rallye Cup, denn hier hatten Elias Lundberg / David Arhuisander einen dicken Vorsprung, sodass nur wenige Punkte im Erzgebirge für den vorzeitigen Titel ausreichten. Das schwedische Duo setzte auf Sicherheit und belegte mit dem fünften Platz im Cup zwar das schlechteste Saisonergebnis, dennoch reichte die Punkteausbeute zum vorzeitigen Gewinn des Nachwuchs-Cups. Der Sieg unter den 14 angetretenen Juniorenteams im Erzgebirge ging an Karl-Martin Volver und Beifahrer Marten Madissoo aus Estland. Dahinter kam das amerikanische Duo Sean Johnston / Alex Kihuranyi zu ihrem ersten Podestplatz in dieser Saison. „Die Rallye war von A bis Z ein Genuss. Dass ich in der ersten Saison in diesem starken Cup auf dem Podest stehen würde, hätte ich nicht mal geträumt", so der Kalifornier. Die Belgier Romain Delhez / Gerome Bollette belegten den dritten Platz. Beste Deutsche wurden Max Schumann und Beifahrerin Maresa Lade auf Platz 4.
Carsten Alexy / Yannick Günther siegten mit ihrem Audi RS4 in der Division 3 und in der Division 6 ging der Pokal an Silas Hofmann / Daniel Kühn im Citoen DS3 R1.
In der ADMV Rallye-Meisterschaft konnten Nick Heilborn / Benjamin Melde im BMW M3 ihren Punkte-Vorsprung deutlich ausbauen. Raphael Ramonat und Co-Pilotin Sara Phieler verdrängten im Mitsubishi Lancer EVO 7 den bis dato Zweitplatzierten Carsten Mohe auf Platz 3. Auch Rigo Sonntag / Julia Burkhardt sicherten sich ordentlich Punkte und schlossen zum Renault-Piloten auf.
Bestes Trabant-Team wurden Mike Knorn / Jens Krajewski vom veranstaltenden Chemnitzer AMC e.V. im ADMV.
Auch 14 Sollzeit-Experten nahmen an der gleichzeitig ausgetragenen 6. ADMV Rallye Erzgebirge Historic teil. Hier gewannen Sebastian Kunze / Loreen Kämpfe im Opel Kadett E1600 mit 2,92 Sekunden verpasster Sollzeit. Im VW Polo Coupe 86C wurden Marc Schmidt / Michael Bisaga Zweite (+3,62 Sekunden). Das Podium vervollständigten Helmut Putsch / Sascha Lempp im Ford Escort RS2000 (+4,40 Sekunden).
Von den insgesamt 85 Teilnehmern erreichten 61 das Ziel in der Stollberger Innenstadt. Die Teams lobten die anspruchsvollen und selektiven Strecken im Erzgebirge. Auch die neue elfkilometerlange Wertungsprüfung in Gornau kam bei Aktiven und Fans gut an. Am Ende waren sich alle einig, dass die Rückkehr in die Deutsche Rallye Meisterschaft gelungen sei. (MiDe)
In diesem Sinne möchten wir uns noch einmal herzlich bei allen Behörden und Gemeinden bedanken, die uns die notwendigen Genehmigungen erteilt haben. Ein großer Dank gilt dem Verständnis von Anwohnern, Eigentümern und Firmen, die von Einschränkungen am Rallyewochenende betroffen waren. Vielen Dank auch an alle Freiwilligen Feuerwehren, Ärzte sowie Helfern und Streckenposten die am Wochenende zum Gelingen der 55. Auflage der ADMV Rallye Erzgebirge beigetragen haben. Ohne unsere vielen Sponsoren und Gönner wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich! DANKE!
Im Bild: Marijan Griebel / Alex Rath gewannen vor vielen rallyebegeisterten Zuschauern die 55. Auflage der ADMV Rallye Erzgebirge. Griebel sprach vom schönsten Sieg seiner bisherigen Karriere - Foto: Denny Michel